Eigene Gedanken
- (Krampfhaftes) Festhalten bringt Leid. Geschmeidiges Einfügen in das, was ist, ohne sich selbst zu verleugnen, bringt Freiheit.
- Wenn ich mich nach etwas sehne, muss ich es schon einmal erlebt haben, sonst könnte ich nicht wissen, dass es das gibt.
- Unsere Ängste wollen nicht unterdrückt und niedergekämpft werden. Sie wollen auch nicht, dass wir uns ihnen stellen. Sie wollen liebevoll an die Hand genommen werden, damit wir mit ihnen durch die Blockade gehen können, die sie ausgelöst hat.
- Der Sprung ins Ungewisse wird leicht, wenn du vertraust.
- Vertrauen entsteht nicht im Kopf durch Affirmation oder Glaube.
- Der Weg ist das Ziel – bedeutet nicht, dass wir uns mit dem Weg zufrieden geben sollen und diesen als das Ziel ansehen. Der Weg ist das Ziel – bedeutet, dass wir mit jedem Schritt, den wir tun, bereits an einem neuen Ziel angekommen sind. Es gibt kein anderes Ziel als den Weg, auf dem wir uns befinden. Somit sind wir immer am Ziel. Sei also präsent im Hier und Jetzt.
- Es ist völlig egal, was im Außen passiert. Egal, ob Du im Außen gelobt oder getadelt wirst, der innere Wert bleibt immer der Gleiche. Es ist der Wert, den Du Dir selbst gibst.
Unsere tiefste Angst
Ich bitte um Nachsicht, dass nun auch ich einen der bekanntesten Texte zum Thema Selbstliebe und Anerkennung der eigenen Macht bemühe. Doch in meiner Praxis begegnet mir immer wieder genau dieses Thema in den unterschiedlichsten Varianten. Sogar Nelson Mandela hat ihm großes Gewicht gegeben, indem er Williamsons Text in seiner Antrittsrede als Präsident Südafrikas zitierte.
„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, talentiert und fantastisch sein darf?
Wer bist du denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Dich selbst klein zu halten, dient der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich kleiner machst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.
Wir sollen alle strahlen wie die Kinder.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns; sie ist in jedem Einzelnen.
Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, befreit unsere Gegenwart andere ganz von selbst.”
Marianne Williamson, aus: “A Return To Love: Reflections on the Principles of A Course in Miracles”, Harper Collins, 1992
Momo
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose oder und entschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
So konnte Momo zuhören!
(aus Michael Ende: »Momo« Stuttgart 1973)